Ein offenes Wort 

Liebe Eltern, liebe Lehrkräfte, liebe Interessenten,

seit inzwischen über zwanzig Jahren arbeite ich an Schulen und in meiner eigenen kleinen Lernpraxis, habe mich weitergebildet und ich denke, ich kann behaupten, dass ich mir zur Situation an den Schulen und den Lernbedingungen ein umfassendes Bild schaffen konnte.

Auch ich verdiene mein Geld im großen Themenkomplex "Schwierigkeiten im Lernen, Lesen, Rechtschreiben und/oder Rechnen". Dennoch möchte ich auf eine unschöne Entwicklung hinweisen und für eine Richtigstellung im Sinne der Kinder sorgen.

Geradezu inflationär werden in den letzten Jahren angebliche LRS- oder Dyskalkulie- Diagnostiken verordnet und gestellt. Es hat sich ein riesengroßer Markt entwickelt, auf dem alle möglichen Institute eine Diagnostik anbieten und sich teuer bezahlen lassen. 

Diese Diagnostik ist in den wenigsten Fällen notwendig. Sie ist gedacht für Kinder, die massive Auffälligkeiten und Schwierigkeiten im Verhalten und Lernen aufweisen. Die Entwicklung geht nun seit ein paar Jahren leider dahin, dass Kinder schon bei einem einfachen Förderbedarf in einem Bereich von der Schule zu einer kompletten psychiatrischen Diagnostik verdonnert werden. Der entsprechende Ansprechpartner dafür wäre zunächst der Schulpsychologische Dienst. Diesen Weg gehen aber die wenigstens Eltern.

Dazu kommt die Entwicklung, dass einige Institute von den Schulen zu regelrechten Verkaufsveranstaltungen auf Elternabenden geladen werden. Dort werben Sie für Untersuchungen und Diagnosen, die viel Geld kosten und in den seltensten Fällen nötig sind bzw. durch den Schulpsychologischen Dienst oder per ärztlicher Verordnung für die Eltern kostenfrei durchgeführt werden können.

Diese Institute verstoßen damit gegen einen eigentlich fest verankerten Grundsatz, dass derjenige, der eine Diagnose stellt, nicht der sein sollte, der fördert. Denn sonst besteht die Gefahr der nicht objektiven Interpretation der Testergebnisse.

Grundsätzlich sollten Sie als Eltern und Lehrer sich sehr gut überlegen, ob Sie ein Kind dem Stress einer solchen Diagnostik aussetzen wollen. Zu schnell entsteht der Eindruck, mit dem Kind stimme etwas nicht, es sei krank, gestört, irgendwie anders. Jeglicher Test kann zudem bei einem Kinde immer nur eine Momentaufnahme darstellen und von vielen Faktoren (Testsituation, Testperson, Tagesform, Sympathie, etc.) beeinflusst werden.

Letztendlich ist die zugegebenermaßen starke Zunahme von Schwierigkeiten in der schulischen Entwicklung unumstritten, aber wer mag ernsthaft glauben, dass aus einem nicht bekannten Grund plötzlich eine große Menge von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen- oder sogar Störungen geboren wurde?

Anstelle der vorschnellen und unprofessionellen "Diagnose" von Lehrkräften, ein Kind habe eine LRS oder eine Dyskalkulie, sollte jede Lehrkraft zunächst den eigenen Unterricht, die allgemeine Unterrichtssituation, das Umfeld des Kindes und den allgemeinen Leistungsstand berücksichtigen. Gerade in diesem Winter gab es wieder einen großen Unterrichtsausfall, manches Kind kränkelt noch an der Situation während der Corona-Zeit und wenn der Unterricht stattfindet, kann er durch die allgemeine Situation an den Schulen auch nicht mehr die Qualität bieten, die eigentlich nötig wäre.

Wenn Lehrkräfte dann Eltern dazu auffordern, ihr Kind einer kompletten Diagnostik unterziehen zu lassen, um z.B. Förderunterricht oder einen Nachteilsausgleich zu gewähren, gibt es dazu keine rechtliche Handhabe. Sie finden hier den Link zum LRS-Erlass des Landes NRW. Lesen Sie diesen sorgfältig und legen sie ihn bei Bedarf der Schule vor.

LRS Erlass
280.pdf (66.26KB)
LRS Erlass
280.pdf (66.26KB)

Die Des- oder Falschinformation von und durch Lehrkräfte, das Kursieren von Gerüchten unter den Eltern ("Was? Dein Kind ist noch nicht getestet?"), die Profitgier von Instituten, die in dieser Situation für sich eine Marktlücke entdeckt haben, das alles geht zu Lasten der Kinder. 

Es handelt sich in den meisten Fällen um einen Förderbedarf, der oft durch die schulische Lernsituation erklärt werden kann und der ggf. auch durch eine außerschulische Förderung behoben werden kann. Nicht mehr und nicht weniger.

Sämtliche Tests, die notwendig sind, um sich einen Überblick über den Förderbedarf und die allgemeinen Lernvoraussetzungen eines Kindes zu verschaffen, können wir in meiner Praxis machen und sind Bestandteil der Förderung.

Dazu gehören Tests zum Lesen, Rechtschreiben, der Rechenfähigkeit, Konzentration und, bei Bedarf, der allgemeinen Lern- und Merkfähigkeit. in der vierten Klasse können wir einen Test zur Schulformempfehlung machen, während der Grundschulzeit verwenden wir das LONDI-Screening.

Ihre Kinder sind nicht krank, gestört oder anders, sie wachsen einfach nur in Zeiten auf, in denen die Schule oft nicht mehr das bieten kann, für das sie eigentlich gedacht war.

in diesem Sinne freue ich mich, wenn Sie sich dazu entschließen, eine Förderung für Ihr Kind zu suchen, die ressourcenorientiert und sachlich fundiert da ansetzt, wo es nötig ist.